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  Von: "Carolin Walter" Aus: "Aufatmen"

  Bestimmt zum hundertsten Mal liege ich abends im Bett mit einem schlechten Gewissen, weil ich es nicht geschafft habe, einen bestimmten Abschnitt in der Bibel zu lesen. Und mindestens ebenso häufig bitte ich im selben Atemzug Gott um Vergebung, weil ich so undiszipliniert mit meiner Stillen Zeit umgehe. Vielleicht finden Sie sich in diesem Verhalten wieder, denn dann ist dieses Buch genau richtig für Sie. Gary L. Thomas, Gründer und Leiter des "Center for Evangelical Spirituality" hat sich eingehend mit unterschiedlichen geistlichen Temperamenten und Formen der Stillen Zeit beschäftigt und hat wichtige Erkenntnisse in seinem Buch zusammengefasst.
  Das Buch gliedert sich in drei Teile, wobei der erste Teil eine Einführung bietet, Gründe darlegt, warum Thomas sich mit dieser Problematik befasst hat und kurz einen Überblick über die neun Temperamente gibt, die sich bei seinen Nachforschungen aufgezeigt haben. Der zweite Teil ist meines Erachtens der wichtigste. Hier befasst sich der Autor eingehend mit den einzelnen Typen. Im Test kann man herausfinden, ob man eher dazu neigt, Gott in der Natur anzubeten, sich lieber in die Einsamkeit zurückzieht und Gott in der Stille begegnet oder ob man sich aktiv für Gott einsetzt und "in den Kampf zieht". Es folgen ausführliche Beschreibungen über biblische Beispiele und Vorbilder. Da geht es um Mordechai, der sich fürsorglich um Esther gekümmert hat oder Elia, der sich mit den Herrschern seiner Zeit angelegte. Thomas zeigt weiterhin auf, mit welchen Themen man sich befassen und in welche Versuchungen man geraten kann und wie man in seiner Anbetungsform wachsen kann. Letzteres führt zum dritten Teil, in dem der Autor nochmals einlädt, sein geistliches Temperament zu finden, aber auch folgenden Rat gibt: "Geistliche Temperamente können sich mit der Zeit auch weiterentwickeln und verändern. Genau wie ein Ehepaar in den Fünfzigern ihre Liebe zueinander anders zum Ausdruck bringen wird, als sie es mit zwanzig getan haben, so wandelt sich auch unsere Liebesbeziehung zu Gott, wenn wir im Laufe des Lebens älter und reifer werden."
  Für mich hat gerade dieser Satz etwas Beruhigendes, weil ich nun vielleicht einmal weniger ein schlechtes Gewissen habe und mutiger und kreativer meinen Weg suche, um Jesus, meinen Herrn, anzubeten. Ein sehr empfehlenswertes Buch.